Lagebild der digitalen Gesellschaft in Deutschland

D21-Digital-Index 2021/2022: Die deutsche Bevölkerung ist für die Herausforderungen des digitalen Wandels unterschiedlich gut gerüstet
23 Februar 2022
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Stefanie
Exel

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  • Digitale Nachhaltigkeit: Auswirkungen der Digitalisierung auf die Umwelt für Mehrheit schwer nachvollziehbar
  • Digitale Teilhabe: Niedrig Gebildete und Ältere profitieren aus eigener Sicht deutlich seltener von der Digitalisierung
  • „Digital Skills Gap“ besteht fort – höher Gebildete deutlich versierter
  • Demokratie und Zusammenhalt: Nur 56 Prozent trauen sich zu, Desinformationen im Internet zu erkennen, 28 Prozent sehen in Digitalisierung eine Gefahr für die Demokratie
  • Digitalisierungsgrad der Gesellschaft steigt: Digital-Index nun bei 63 von 100 Punkten

Die Studie D21-Digital-Index begleitet die Menschen im digitalen Wandel und zeigt auf, wie die Gesellschaft mit den sich stetig ändernden und wachsenden Anforderungen durch die Digitalisierung zurechtkommt. Dabei betrachtet sie aktuelle Trends und zeigt Langzeitentwicklungen auf. Der D21-Digital-Index ist eine Studie der Initiative D21, wird durchgeführt von Kantar und gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz.

Nachhaltigkeit und Digitalisierung: Bürgerinnen und Bürger haben kein klares Bild

Als erste große Studie erfasst der D21-Digital-Index 2021/2022 systematisch die Perspektive der Bürgerinnen und Bürger auf digitale Nachhaltigkeit. Dabei zeigt sich, dass es den Menschen nicht leichtfällt, die Auswirkungen der Digitalisierung auf die ökologische Nachhaltigkeit und die zugrundeliegenden Wirkzusammenhänge einzuschätzen. Ein gutes Drittel (34 Prozent) der Bevölkerung glaubt, dass die Digitalisierung insgesamt einen eher positiven Einfluss auf die Umwelt hat, ein weiteres gutes Drittel (35 Prozent) glaubt, dass negative Auswirkungen überwiegen. Den größten Hebel für ökologisch nachhaltigere Digitalisierung sehen 33 Prozent in wissenschaftlichem Fortschritt und neuen Technologien. Deutlich weniger Menschen denken, dass politische Regulierungen oder wirtschaftliche Maßnahmen den größten Beitrag zu einer nachhaltigeren Digitalisierung leisten können. Jede bzw. jeder Fünfte glaubt, dass der individuelle Beitrag durch das eigene digitale Verhalten am meisten zur Schonung der Umwelt beitragen kann. Vor allem die Bevölkerungsgruppen, die nach eigener Meinung am stärksten von der Digitalisierung profitieren, sagen gleichzeitig, dass es ihnen schwerfallen würde, ihr eigenes digitales Verhalten zum Wohle der Umwelt zu ändern.

Lena-Sophie Müller, Geschäftsführerin der Initiative D21„Klimaschutz und Digitalisierung zählen zu den drängendsten Aufgaben unserer Zeit – beide können nur Hand in Hand funktionieren. Wir müssen die Digitalisierung stärker nutzen, um effizienter und umweltfreundlicher zu leben und zu wirtschaften“

„Um die jetzt notwendigen Veränderungen umzusetzen, müssen die Bürgerinnen und Bürger mitgenommen werden. Dazu brauchen sie verständliche Informationen, konkrete Vorschläge und Alternativen sowie Transparenz über den ökologischen Fußabdruck digitaler Geräte und Dienste“, so Lena-Sophie Müller, Geschäftsführerin der Initiative D21.

Arbeitswelt: Digitale Kompetenzen essenziell – doch zu wenig bezahlte Fortbildungen, um Arbeitnehmende für die neue Arbeitswelt zu befähigen

Das Bewusstsein für die Notwendigkeit digitaler Kompetenzen im Berufsleben steigt weiter an: 79 Prozent der Bürgerinnen und Bürger glauben, dass man ohne Grundkenntnisse der Digitalisierung kaum noch Chancen auf dem Arbeitsmarkt hat. Gleichzeitig denken nur 34 Prozent, dass Schulen ausreichende digitale Fähigkeiten vermitteln, um im internationalen Vergleich mithalten zu können. Insgesamt empfindet mehr als jede bzw. jeder Vierte (27 Prozent) ständigen Druck, mit den Entwicklungen der Digitalisierung Schritt halten zu müssen. Berufstätige stimmen hier deutlich häufiger zu als Nichtberufstätige (31 zu 20 Prozent), Teilzeitkräfte mit 35 Prozent noch häufiger.

Die Studie D21-Digital-Index bescheinigt der Bevölkerung insgesamt ein mittleres Niveau an digitalen Kompetenzen. Während Basiskompetenzen noch über alle Bevölkerungsgruppen hinweg weit verbreitet sind, sind komplexere Fähigkeiten deutlich geringer ausgeprägt und wenn, dann vor allem bei Bürgerinnen und Bürgern mit hohem Bildungsniveau. Beim Kompetenzerwerb liegen Fort- und Weiterbildung deutlich hinter informellem Lernen zurück. Nur 16 Prozent erhalten bezahlte Fort- und Weiterbildungen durch Arbeitgebende, 17 Prozent greifen auf kostenlose Angebote zurück. 69 Prozent bringen sich hingegen neue Kompetenzen selbst durch Ausprobieren bei, 65 Prozent holen sich Hilfe bei Familie, Bekannten oder Kolleginnen und Kollegen. Dazu urteilt Hannes Schwaderer, Präsident der Initiative D21: „Wenn wir heute nicht massiv in die digitalen Kompetenzen unserer Bürgerinnen und Bürger investieren, werden wir als Wissensgesellschaft morgen nicht mehr konkurrenzfähig sein. Wir brauchen in Deutschland einen systematischen Kompetenzaufbau über die Ausbildung hinaus. Dafür sollte die neue Bundesregierung schnellstmöglich aktiv werden, messbare Ziele formulieren, gemeinsam mit der Wirtschaft und Bildungsträgern Programme auflegen und diese jährlich auf ihre Wirksamkeit hin überprüfen.“

Digitalisierung wird zum Faktor des gesellschaftlichen Zusammenhalts

59 Prozent der Bürgerinnen und Bürger haben das Gefühl, persönlich von der Digitalisierung zu profitieren. Dabei spielt Bildung eine entscheidende Rolle, nur eine Minderheit der Menschen mit niedrigem Bildungsabschluss glaubt, von der Digitalisierung zu profitieren – aber eine deutliche Mehrheit mit mittlerem oder hohem Bildungsabschluss. Auch das Alter spielt hier eine zentrale Rolle: Rund zwei Drittel oder mehr Menschen der Generationen X, also heute 41 bis 55 Jahre alt, oder jünger erkennen in der Digitalisierung einen Vorteil für sich, bei Babyboomer und der Nach-kriegsgeneration knapp die Hälfte und in der Generation bis 1945 nur noch ein Viertel.

82 Prozent der Befragten nutzen mittlerweile soziale Medien – deren Einfluss auf die Gesellschaft wächst also immer stärker und die Technologie ist endgültig in der Breite der Gesellschaft angekommen. Das verändert die Art, wie die Menschen miteinander kommunizieren und Informationen austauschen und aufnehmen. Nur 56 Prozent glauben, dass sie sicher Fehlinformationen erkennen können. 28 Prozent sehen in der Digitalisierung eine Gefahr für die Demokratie – in den neuen Bundesländern mit 34 Prozent sogar deutlich mehr. „Soziale Medien bringen neben vielen Vorteilen auch neue Herausforderungen für die Gesellschaft. Schnell sind Meldungen oder Informationen weitergeleitet, aber vielen fällt es schwer, Quellen einzuordnen. Wir sehen bereits Auswirkungen, die destabilisierend wirken und den gesellschaftlichen Zusammenhalt auf eine Belastungsprobe stellen“, so Lena-Sophie Müller, Geschäftsführerin der Initiative D21.

Digitalisierungsgrad steigt in allen Teilen der Bevölkerung – Großteil kann digital mindestens mithalten, nur die Generation bis 1945 steht überwiegend im digitalen Abseits

Die Studie D21-Digital-Index misst seit 2013 jährlich in einer Kennzahl den Digitalisierungsgrad der deutschen Bevölkerung. Sie gibt Auskunft darüber, wie gut einzelne Gruppen und die Gesellschaft insgesamt mit den steigenden Anforderungen des digitalen Wandels Schritt halten. Der aktuelle Digital-Index liegt bei 63 von 100 Punkten (+3 Punkte im Vergleich zum Vorjahr).

Einzelne Gruppen unterscheiden sich deutlich: Bürgerinnen und Bürger mit mittlerer Bildung holen weiter zu den hoch Gebildeten auf (67 zu 74 Punkte), dahinter liegen niedrig Gebildete mit 46 Punkten. Große Unterschiede zeigen sich beim Alter: Die Generationen Z, Y und X weisen mit 75, 72 bzw. 70 Punkten einen hohen Digitalisierungsgrad auf, Babyboomer und Nachkriegsgeneration mittlere Werte (58 bzw. 51 Punkte), die Generation bis 1945 (aktuell 76 Jahre oder älter) steht deutlich im digitalen Abseits mit 27 Punkten. Auch Berufstätigkeit (Berufstätige insgesamt: 71 Punkte, Bürokräfte: 78 Punkte, Nichtberufstätige: 52 Punkte) wirkt sich auf den Digital-Index aus. Unterschiede zwischen Frauen und Männern werden dagegen zunehmend geringer (Frauen: 60 Punkte, Männer: 66 Punkte).

Pressekontakt

Initiative D21 e. V.
Roland Dathe 030 / 526 87 22 58
presse@initiatived21.de
www.InitiativeD21.de

Über die Studie „D21-Digital-Index 2021/2022

Der D21-Digital-Index 2021/2022 ist eine repräsentative Studie der Initiative D21, durchgeführt von Kantar. Sie erfasst die deutschsprachige Bevölkerung ab 14 Jahren (Strukturbefragung n=18.243 / Vertiefungsbefragung n=2.024) und erfolgt per face-to-face-Interview (CAPI). Die Studie ist gemeinsam finanziert durch eine Partnerschaft aus öffentlichen und privatwirtschaftlichen Organisationen.
Förderer: Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz // Premiumpartnerschaften: Allianz Kunde und Markt GmbH, BARMER, HUAWEI Technologies Deutschland GmbH // Partnerschaften: atene KOM GmbH, Bertelsmann Stiftung, CHG-MERIDIAN AG, ING Deutschland, Intel Deutschland, KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Meta, Microsoft Deutschland GmbH // Unterstützende: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Capgemini Deutschland GmbH, Deutsche Telekom AG, Didacta Verband e. V., Haufe Group SE, Kompetenzzentrum Technik - Diversity - Chancengleichheit e.V., PwC Strategy& (Germany) GmbH

Über die Initiative D21 e. V.

Die Initiative D21 ist Deutschlands größtes gemeinnütziges Netzwerk für die Digitale Gesellschaft. Sie wurde 1999 mit dem Ziel gegründet, die digitale Spaltung der Gesellschaft zu verhindern. Rund 200 Mitgliedsunternehmen und -organisationen aller Branchen, Wissenschaft, Zivilgesellschaft sowie politische Partner von Bund und Ländern durchleuchten die gesellschaftlichen Herausforderungen im digitalen Wandel, liefern jährliche Lagebilder und stoßen Debatten an, um die Zukunft der Digitalen Gesellschaft sinnvoll zu gestalten.

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