Das statistische Bundesamt in Deutschland veröffentlichte im Januar eine Inflationsrate von 5%, ein Wert so hoch wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Seit den 90er Jahren erhöhten sich die Preise nur sehr langsam und stagnierten sogar. Die Zentralbanken waren eher bemüht die Inflation auf 2% zu halten, um einen wirtschaftlichen Abschwung zu vermeiden. Der starke Anstieg innerhalb des letzten Jahres von 1% auf 5% erregte große Aufmerksamkeit, was auch die Zunahme an Google Suchen des Begriffs „Inflation“ in Deutschland zeigt.
Quelle: Google Trends
Doch woher kommt die hohe Inflation und wie wird es weitergehen?
Expertinnen und Experten sind sich uneinig. Die einen sehen die Inflation als Übergangsphänomen in Folge der Corona Pandemie, die anderen als langfristigen Zustand.
Das Lager „vorübergehend“ erwartet, dass mit dem Ende der Corona Krise auch die Inflation vorbei ist. Ihre Erklärung: Die Lockdowns der Corona Krise haben dazu geführt, dass weniger Güter produziert und transportiert wurden. Gleichzeitig waren die Menschen gezwungen zu sparen. Anschließend traf das gesparte Geld auf weniger Güter und die Preise stiegen. Auch in den Nachkriegsjahren kam es zu einer solchen vorübergehenden „Nachfragesoginflation“. Güter waren rationiert und wurden nach Kriegsende vermehrt nachgefragt, die Preise kletterten nach oben.
Das Lager „dauerhaft“ geht davon aus, dass die Inflation auch nach Pandemieende hoch bleibt. Sie argumentieren, dass aufgrund der Pandemie viel Geld in die Wirtschaft geflossen ist, um die Konjunktur anzukurbeln. Der Stimulus hat die Nachfrage über die Kapazität der Wirtschaft getrieben, was dazu geführt hat, dass zu viel Geld auf ein zu geringes Angebot trifft. Obwohl die Nachfrage steigt, wächst die Wirtschaft nicht wie erwartet. Man befürchtet eine „Stagflation“, eine hohe Inflation bei stagnierender Wirtschaft, wie in den 70er Jahren.
Ob temporär oder permanent, die Inflation ist in allen Branchen angekommen.
Welche Auslöser hat die Inflation in unterschiedlichen Branchen?
Unterschiedliche Dynamiken haben die Inflation in verschiedenen Branchen befeuert.
Wohnen gehört zu den größten monatlichen Ausgaben vieler. Da mehr Zeit zu Hause verbracht wird, nimmt Wohnen einen höheren Stellenwert ein. Zudem hat die Möglichkeit im Home-Office ortsunabhängig zu arbeiten, viele dazu gebracht umzuziehen. Folglich sind sowohl Mieten als auch Immobilienpreise angezogen.
Auch Gas und Energiepreise steigen zunehmend, was Verbraucherinnen und Verbraucher vor allem beim Heizen und Tanken spüren. Geopolitische Unsicherheiten in der Ukraine befeuern die Preiserhöhung weiterhin. Erneuerbare Energien sind langfristig ein deflationärer Faktor. Bis diese fossile Brennstoffe ersetzen können, wird es aber noch dauern.
Gleichzeitig werden Lebensmittel teurer, was eine Folge der steigenden Kosten für Erzeuger ist. Treibstoff und Dünger sind teurer geworden und das wird in Form von höheren Preisen an die Verbraucherinnen und Verbraucher weitergegeben.
Mikrochips sind ein wichtiger Bestandteil von Steuergeräten in Fahrzeugen. Aufgrund von Corona-Lockdowns in Asien konnten weniger für Mikrochips notwendige Halbleiter produziert werden. Die Mikrochipknappheit hat die Produktion von neuen Fahrzeugen begrenzt und begrenzt diese auch weiterhin. Zudem trifft der Produktionsstau momentan auf einen durch den Nachholbedarf nach dem Pandemie-Lockdown geprägten Markt. Das hat sowohl die Gebraucht- als auch die Neuwagenpreise in die Höhe getrieben. Auch in der Unterhaltungselektronik und Medizintechnik macht sich der Mikrochipmangel bemerkbar.
Im Allgemeinen kam es während der Corona-Lockdowns zu einem Shift von Dienstleistungen zu Gütern, vor allem langlebigen Gütern. Die Menschen waren zu Hause und hatten keine Möglichkeit, ihr Geld für Dienstleistungen wie Gastronomie, Freizeitaktivitäten oder Reisen auszugeben. Produktlieferanten hatten Mühe, mit der daraus resultierenden Nachfrage für langlebige Güter Schritt zu halten. Lieferketten waren nicht in der Lage, Rohstoffe oder Fertigwaren rechtzeitig bereitzustellen. Als der Dienstleistungssektor wieder öffnete, flachte die Güternachfrage ab, aber Dienstleistungsjobs mussten wieder besetzt werden. Höhere Löhne wurden gefordert, was auch den Preis für Dienstleistungen in die Höhe trieb.
Die Zinssituation im Finanzmarkt ist für Kunden in der Verbindung mit der Inflation besonders problematisch. Guthaben liegen häufig unverzinst auf dem Giro- oder Tagesgeldkonto, oder es muss sogar ein Verwahrentgelt dafür entrichtet werden. Anleger stehen vor der Herausforderung, Anlageformen zu finden, die auch in Zeiten hoher Inflation noch Renditen abwerfen.
Alle Menschen spüren die Inflation, da sie alle Bereiche des täglichen Lebens betrifft. Um als Unternehmen bedürfnisorientiert reagieren zu können, ist es wichtig zu verstehen unter welchen Bedingungen die Verbraucherinnen und Verbraucher mit der Inflation konfrontiert sind.
In welchem Kontext erleben Verbraucherinnen und Verbraucher die Inflation?
Inflation ist ungewohnt. Zwei Generationen haben keine Inflation mehr erlebt. Seit Anfang der 90er Jahre war die Inflation jedes Jahr unter 3%. Das macht sie besonders besorgniserregend.
Die Inflation kommt zu einer Zeit der Angst und psychischen Belastung. Durch die fehlenden Kontakte während der Lockdowns und die Selbstisolation ist die Einsamkeit gestiegen und der soziale Zusammenhalt wurde in allen Altersgruppen geschwächt. Besonders betroffen sind Kinder, die durch Homeschooling viel Zeit vor Bildschirmen verbringen mussten und keine Entwicklungsräume und Sozialkontakte hatten. Auch die Angst vor einer Corona Erkrankung belastet viele.
Trotz heruntergefahrener Wirtschaft konnten finanzielle Nöte durch staatliche Hilfen gemindert werden. Die neue Situation hat dazu geführt, dass viele Menschen ihre Prioritäten überdacht und Änderungen in ihrem Lebensstil und ihrer Karriere vorgenommen haben. In dieser Zeit, in der viele große Veränderungen in ihrem Leben vorgenommen haben und somit verletzbar sind, ist die Inflation eine große Gefahr.
Hinzu kommt, dass Disruption das neue Normal sein wird. Ob Künstliche Intelligenz, Blockchain, Crypto, Metaverse oder grüne Energie, zahlreiche Veränderungen sind auf dem Vormarsch. Die bisherige Marktstabilität gehört der Vergangenheit an. Das verstärkt die Unsicherheit bezüglich der Zukunft.
Der Kontext der Inflation ist geprägt von Unbekanntheit, Angst, Verletzlichkeit und Unsicherheit bezüglich der Zukunft.
Preiserhöhungen erfordern Produkte und Services, die Wert schaffen, Ängste nehmen und Sicherheit geben.
Wie kann es Unternehmen gelingen, richtig mit der Inflation umzugehen?
Verstehen Sie neue Konsumentenbedürfnisse
Um Preiserhöhungen durchsetzen zu können, ist es wichtiger denn je Kundenbedürfnisse zu erkennen, zu verstehen und darauf einzugehen. Es gilt herauszufinden, wie sich die instabile Situation auf Ihre Produkte und Services auswirkt und wie Sie mit Ihrem Portfolio die aktuellen Bedürfnisse Ihrer Kundinnen und Kunden befriedigen können. Ihre Kundinnen und Kunden sehnen sich nach Komfort, Beruhigung und Risikoreduktion. Wie können Sie mit Ihren Produkten und Services zu mehr Sicherheit und Stabilität beitragen? Die psychisch angespannte Lage führt dazu, dass sich die Menschen seelisches Wohlbefinden wünschen. Wie können Sie den Wellness- und Gesundheitsfaktor in Ihr Portfolio integrieren? Eine Befragung kann wichtige Erkenntnisse dazu liefern, welche Aspekte Personen in der aktuellen Situation wichtig sind, was sie sich von Ihren Produkten und Services wünschen und was für sie einen Mehrwert liefert, für den sie bereit sind, einen höheren Preis zu bezahlen. Wir können Ihnen helfen herauszufinden, wie sich eine Portfolioanpassung im Markt auswirken würde und wie Ihre Kundinnen und Kunden darauf reagieren. Trifft das neue Angebot den aktuellen Bedarf oder wandern die Verbraucherinnen und Verbraucher zum Wettbewerb ab? Mit unseren Marktsimulationen überprüfen wir diese Zukunftsszenarien gerne für Sie.
Überprüfen Sie regelmäßig den richtigen Preis
In wirtschaftlich unsicheren Zeiten in einem dynamischen Markt haben Preisstudien eine kürzere Halbwertszeit. Nicht nur die Kosten ändern sich, auch der Wettbewerb zieht die Preise an. Die eigenen Preise müssen regelmäßig überprüft werden. Wissen darüber, was für Kundinnen und Kunden wirklich von Wert ist und wofür sie bereit sind zu bezahlen, ist eine wichtige Voraussetzung für die erfolgreiche Gestaltung von Produkt- und Serviceangeboten. Mit unserem Simulationstool ChoiceEvaluate leiten wir den wahrgenommenen Wert von Produkt- und Serviceangeboten und die Zahlungsbereitschaft aus Entscheidungen ab, die Menschen in zukünftigen Situationen planen. Damit können Sie Ihr strategisches und operatives Pricing auch in turbulenten Zeiten kundenzentriert ausrichten.
Fokussieren Sie auf Innovation
Die veränderten Lebensbedingungen haben neue Marktlücken aufgetan, die mit Produktinnovationen besetzt werden können. Innovativ zu sein ist essenziell, um sich vom Wettbewerb abzugrenzen und höhere Preise durchzusetzen. Erfolgreiche Innovationen müssen den sich verändernden Bedürfnissen der Menschen gerecht werden, für Wachstum sorgen und Ihre Marke stärken. Wir helfen, Bedürfnisse, Wünsche und Konflikte Ihrer Kundinnen und Kunden in der aktuellen Situation zu verstehen und Möglichkeiten für Wachstum Ihrer Marken zu identifizieren. Unsere agile Methode IdeaEvaluate auf unserer Beratungsplattform Kantar Marketplace unterstützt dabei, die besten Innovationsideen zu finden. Dabei werden neueste wissenschaftliche Erkenntnisse der Entscheidungsfindung berücksichtigt und sowohl die intuitive als auch die reflektierte Kundenpräferenz einbezogen. Schnell die richtigen Ideen auf den Markt zu bringen ist der Schlüssel zum Innovationserfolg. Mit unseren agilen Lösungen liefern wir Ergebnisse über Nacht und unterstützen Sie gerne.