Die Niederlande haben Kanada als das Land mit den vielfältigsten, gerechtesten und inklusivsten Arbeitsplätzen der Welt abgelöst, so der Inclusion Index 2022 von Kantar. Die neue Benchmarking-Studie misst die Fortschritte bei der Entwicklung von Vielfalt und Teilhabe in der Arbeitswelt auf globaler Ebene.
Bei den personenbezogene Dienstleistungen - wie Friseur- und Kosmetiksalons - ist die Inklusion am stärksten ausgeprägt, gefolgt vom Non-Profit-Sektor und den freiberuflichen Dienstleistungen. Generell sind die Fortschritte bei der Schaffung vielfältiger, gerechter und integrativer Arbeitsplätze ins Stocken geraten, und in einigen Ländern wie Kanada, den USA und Italien ist sogar ein Rückschritt zu verzeichnen.
Auf der Grundlage quantitativer Interviews mit fast 13.000 Arbeitnehmenden aus 13 Ländern und 24 Branchen erstellt der Inclusion Index eine Rangliste von Ländern und Branchen, indem er die Erfahrungen der Arbeitnehmenden, die Bewertung des Zugehörigkeitsgefühls sowie das Auftreten von Diskriminierung und negativem Verhalten erfasst. Weitere Ergebnisse der diesjährigen Studie sind:
- Die Niederlande, Deutschland, Mexiko, Spanien und Kanada sind die fünf Länder, in denen Integration am Arbeitsplatz am weitesten fortgeschritten ist.
- Mexiko und Australien verzeichnen ab 2019 den größten Zuwachs, während die USA, das Vereinigte Königreich und Italien einen deutlichen Rückgang aufweisen.
- Die Bereitschaft der Unternehmen, über kulturelle Veranstaltungen und Logoänderungen hinauszugehen, wächst. Fast die Hälfte der Mitarbeitenden (46 %) wollen, dass ihre Unternehmen mehr tun, um einen systematischen Wandel im Bereich Vielfalt, Gleichberechtigung und Teilhabe (englisch: Diversity, Equity and Inclusion - DEI) voranzutreiben.
- Wird versäumt, einen sinnvollen Wandel zu vollziehen, hat das erhebliche Auswirkungen auf die Einstellung und Bindung von Mitarbeitenden: Jede/r Vierte würde das Unternehmen aufgrund mangelnder Inklusion wahrscheinlich verlassen.
- Die Unterhaltungsbranche sowie die Landwirtschaft und die Fischerei sind nach Einschätzung der Mitarbeitenden im Bereich Integration am schlechtesten aufgestellt.
Ein Blick auf die Länderebene
Die Studie zeigt, dass trotz der zunehmenden Präsenz des Themas auf der Agenda der Unternehmen die Fortschritte bei dem Thema DEI ins Stocken geraten sind. Der globale Indexwert von 55 ist im Vergleichszeitraum unverändert. Acht der zwölf Märkte haben zwischen 2019 und 2022 eine Verschlechterung ihres Indexwertes für Inklusion zu verbuchen. Dagegen können Mexiko (+15 %) und Australien (+7 %) in den letzten drei Jahren den größten Zuwachs an DEI-Fortschritten vermelden.
Grafik: Inklusionsquote auf Länderebene
DEI nach Branchen
Die Branchen befinden sich in unterschiedlichen Stufen auf dem Weg zur Inklusion, wobei personenbezogene Dienstleistungen (Friseure, Kosmetik usw.), freiberufliche Dienstleistungen (Rechts- und Steuerberatung usw.) und gemeinnützige Organisationen führend sind. Obwohl die Finanzdienstleistungs- und die Werbebranche in der unteren Hälfte der Rangliste zu finden sind, unternehmen sie die deutlichsten Anstrengungen, um die Integration voranzutreiben. Unternehmen, die in den Bereichen Marketing, Mode, IT, Gastgewerbe, Sicherheit, Unterhaltung, Medien, Sport, Verlagswesen und Landwirtschaft tätig sind, haben noch einen weiten Weg vor sich.
Die bittere Wahrheit über den modernen Arbeitsplatz
Minderheitengruppen machen wieder schlechtere Erfahrungen am Arbeitsplatz, was auf ein mangelndes Zugehörigkeitsgefühl, Erfahrungen mit Diskriminierung und negativen Verhaltensweisen zurückzuführen ist:
- 1 von 2 Befragten, die als behindert* einzustufen sind, hat das Gefühl, dass ihre Aufstiegsmöglichkeiten von Vorgesetzten eingeschränkt wurden.
- 1 von 4 Befragten, die einer ethnischen Minderheit angehören, berichten, dass sie sich am Arbeitsplatz unwohl gefühlt haben.
- Mehr als ein Drittel der Befragten (33 %), die sich als LGBTQ+ identifizieren, berichten, dass sie am Arbeitsplatz gemobbt und benachteiligt wurden.
- Fast die Hälfte der Frauen (49 %) in unserer Studie berichtet, dass sie beobachtet haben, wie männliche Kollegen die Lorbeeren für gemeinsame Anstrengungen für sich deklarieren.
* Kantar definiert eine Behinderung als einen körperlichen oder geistigen Zustand, der das tägliche Leben einschränkt.
Globale Lücke beim Engagement
Ein Viertel der Befragten weltweit würde ihr Unternehmen wahrscheinlich oder sehr wahrscheinlich wegen mangelnder Integration und/oder Diskriminierung verlassen - bei den Befragten unter 35 Jahren sind es sogar mehr als ein Drittel (34 %) und bei den LGBTQ+ Befragten 39 %. Die Unternehmen reagieren nun darauf.
Die aktuellen Bemühungen, die DEI weltweit und branchenübergreifend voranzutreiben, werden wahrgenommen - 71 % der Befragten glauben, dass ihr Unternehmen aktiv Schritte unternimmt, um vielfältiger und integrativer zu werden. Fast die Hälfte (46 %) der Befragten stimmt zu, dass sie persönlich von DEI-Initiativen in ihrem Unternehmen profitiert haben. Ebenso sind aber 46 % der Befragten der Meinung, dass ihre Unternehmen mehr tun müssen, um DEI voranzutreiben. So wünschen sich die Mitarbeitenden beispielsweise eine stärkere Konzentration auf die Umsetzung systematischer Veränderungen.
Über den Kantar Inclusion Index
Der Kantar Inclusion Index 2022 basiert auf den quantitativen Interviews mit 13.000 Befragten ab 16 Jahren in 13 Märkten (Australien, Brasilien, Kanada, Deutschland, Spanien, Frankreich, Großbritannien, Indien, Italien, Japan, Mexiko, Niederlande, USA) in 24 Branchen (die Stichprobengröße variiert je nach Branche), wobei die Erfahrungen der Mitarbeitenden mit der Integration am Arbeitsplatz verglichen und untersucht wurden. Link zur globalen Kampagenseite: https://www.kantar.com/campaigns/inclusion-index