Durch die 27. UN-Klimakonferenz, kurz COP27, die dieses Jahr in Sharm el-Sheikh in Ägypten stattfand, ist die mediale Aufmerksamkeit für klimabezogene Themen gerade besonders groß. Wir bei Kantar haben die öffentliche Meinung rund um die Veranstaltung und die daraus resultierenden Auswirkungen auf Unternehmen erfasst.
Die UN-Klimakonferenzen erhielt weltweit große Aufmerksamkeit: Zwei Drittel der Befragten haben zumindest bereits von der COP27 gehört. Ein Drittel gibt an, auch relativ genau Bescheid zu wissen, worum es bei der Konferenz geht. In Großbritannien, dem Gastgeberland der 27. Klimakonferenz, gaben 51% der Bewohnerinnen und Bewohner an, sie wären gut über die Inhalte und Ziele der Konferenz informiert. Nur in China ist dieser Anteil mit 54% höher. Deutschland befindet sich mit einem Anteil von 25% im Mittelfeld.
Die Mehrheit der Menschen weltweit geht davon aus, dass die COP27 zumindest einen kleinen Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels leisten wird. Aber nur 22% global und in Deutschland sogar nur 12% vertrauen darauf, dass der Fortschritt durch die COP27 entscheidend sein wird. Sollten sich Unternehmen und Marken also damit beschäftigen?
Natürlich! Die in Ägypten getroffenen Vereinbarungen werden in die nationalen Ziele, Gesetze und Vorschriften einfließen. Noch wichtiger ist aber, dass die Menschen dem Thema Klimawandel große Bedeutung beimessen und Handeln erwarten – nicht nur von Regierungen, sondern auch von Unternehmen.
Eine überwältigende Mehrheit, weltweit 86%, ist sich einig, dass dringend Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels erforderlich sind. In Deutschland sind es 81%. Das geringe Vertrauen in die Konferenz darf also nicht als fehlendes Interesse oder einen mangelnden Sinn für die Dringlichkeit der Lösung von Klimaproblemen missverstanden werden. Ganz im Gegenteil: 80% der Befragten global (Deutschland 77%) fordern ein weltweites, gemeinsames und einvernehmliches Vorgehen gegen den Klimawandel.
Dabei kommt auch Unternehmen eine Schlüsselrolle zu: Laut unserem Global Issues Barometer sind es in Deutschland 79% der Menschen, die Unternehmen und Marken in der Pflicht sehen, dem Klimawandel entgegenzutreten.
Mit dem Slogan „Together for implementation” stellte sich die COP27 als der Gipfel, auf dem Ambitionen in Taten umgesetzt werden, dar. Was also halten die Menschen von den Maßnahmen, die die Unternehmen bisher ergriffen haben, um den Klimawandel zu stoppen?
Obwohl sich mehr und mehr Unternehmen dem Kampf gegen den Klimawandel verschreiben, ist die einhellige öffentliche Meinung, dass die Klimazusagen nicht ambitioniert genug sind. 76% global (Deutschland: 80%) sagen, dass die Pläne der Unternehmen nicht ambitioniert genug oder zwar ambitioniert, aber nicht ausreichend sind. D.h. es gibt einen klaren Wunsch nach mehr Initiative und Leadership in der Unternehmenswelt.
Die Menschen sind sehr skeptisch: Der Anteil der Deutschen, die denken, dass Unternehmen starke Maßnahmen ergreifen, um den Klimawandel zu bekämpfen, ist mit 34% geringer als der Anteil (42%) derer, die Unternehmen unterstellen, dass sie den Klimawandel verschlimmern. Ein alarmierendes Ergebnis!
Die Wahrnehmungen auf Markenebene sind natürlich höchst unterschiedlich und sollten geprüft werden, um die Risiken und Chancen zu verstehen, die diese makroökonomische Veränderung mit sich bringt. Bei Kantar wissen wir: Es sind die Unternehmen, die auf glaubwürdige, authentische und sinnvolle Art und Weise handeln, die belohnt werden.
Genau deshalb sollten Unternehmen der COP27 ihre Aufmerksamkeit schenken. Sie wird das Bewusstsein für dieses Thema weiter schärfen und zu weiteren Maßnahmen führen.
Ob es sich um die COP27, Unternehmen oder Regierungen handelt, die Menschen erwarten einen mutigeren und schnelleren Wandel. Unternehmen und Marken können das Risiko, das sich aus neuen Gesetzen und Vorschriften ergeben könnte, in die Chance des Jahrzehnts verwandeln: Sie können den Menschen den Weg zu einem grüneren Leben ebnen.
COP27: Wie können Marken einen Weg in die Zukunft schaffen?
Der Handlungsbedarf ist klar, doch die Umsetzung bleibt eine Herausforderung. Wie lässt sich also ein Weg nach vorn definieren, der ein starkes Engagement in diesen Fragen gewährleistet?
Jedes Ergebnis der COP27 könnte zu einschneidenden Veränderungen in unserem Alltag führen. Die Menschen zeigen eine gesteigerte Bereitschaft dazu, wahrscheinlich weil die Kosten der Untätigkeit für sie immer greifbarer und realer werden. So gut wie jeder weltweit, nämlich 93% (Deutschland 94%), fürchtet zumindest eine Folge des Klimawandels.
Die Deutschen sorgen sich dabei am meisten wegen Verlust von Natur und Wildtieren, Ressourcenknappheit und Umweltverschmutzung mit gesundheitlichen Auswirkungen. Die Risiken des Klimawandels werden regional höchst unterschiedlich beurteilt. Zum Beispiel ist die Furcht der Menschen in China vor dem Auftreten neuer Infektionskrankheiten mit 56% besonders hoch.
Unter den Themen, die im Mittelpunkt der COP27-Agenda stehen, wählten 63% (Deutschland: 66%) der Befragten erneuerbare Energien und die Energiewende als das Thema, das Regierungen und Unternehmen am dringendsten angehen sollten.
Weitere Themen mit Priorität in der Öffentlichkeit sind Wasser, Landwirtschaft und mehr Geld und Forschung für den Klimaschutz.
Was bedeutet das für Unternehmen?
Der Klimawandel ist für die Menschen zunehmend spürbar und höchst relevant und wird immer mehr Einfluss in die Entscheidungsfindung haben. Um erfolgreich zu sein und zu bleiben, ist Kreativität und Innovation gefragt, um den Konsumentinnen und Konsumenten nachhaltiges Verhalten zu ermöglichen. Der Weg zur Erschließung der Chancen durch Nachhaltigkeit ist je nach Branche unterschiedlich. Jedes Unternehmen ist gefragt, für sich zu definieren, wo und wie es mitwirken kann.
Eine neue Konsumkultur ist im Entstehen und Marken müssen neu überdenken, wie sie Werte erschaffen. Nachhaltige Geschäftsmodelle erfordern gänzlich neue Denk- und Handelsweisen. Das ist nicht einfach, dafür aber vielversprechend. Denn die Zukunft ist nachhaltig. Marken, die so weitermachen wie bisher, werden abgehängt werden.
- Setzen Sie sich mit uns in Verbindung, um mehr über die Sustainable Development Goals der UN und was sich daraus für Ihre Branche ableitet auf Grundlage des Kantars Sustainability Sector Index Study zu erfahren.
- Nehmen Sie an unserem nächsten Global Issues Barometer Webinar „Under Pressure - What marketers need to know now for strategic planning" teil, um mehr über den Stellenwert von Klimathemen im erweiterten Kontext der aktuellen Krisen der Menschen zu erfahren.
Über Planet Pulse
Kantars Planet Pulse ist eine wöchentliche globale Befragung zu den Ansichten der Menschen zu sozialen und ökologischen Themen der Gegenwart. Wir untersuchen, wie wir Fortschritte und nachhaltige Lösungen vorantreiben können.
Die Umfrage wurde zwischen dem 2. und 6. November 2022 vor der COP27 in unserem Profiles Online-Panel durchgeführt und umfasste 12 Länder: Ägypten, USA, Vereinigtes Königreich, Spanien, Italien, Indien, Deutschland, Frankreich, Kolumbien, China, Brasilien und Australien. Wir haben insgesamt 4.800 Personen befragt, das sind 400 Interviews in jedem Land.